Warum der Lehrer Gruber so fest einheizen muss
Der Dezember des Jahres 1818 ist im salzburgischen Arnsdorf ungewöhnlich kalt. Es hat früh geschneit dieses Jahr und so wie es ausschaut, wird der Schnee auch noch lange liegen bleiben.
Der Lehrer Franz Xaver Gruber legt im Klassenzimmer noch zwei Holzscheite in den kleinen Ofen. Bald werden die Kinder kommen, durchgefroren vom langen Schulweg. Wenn sie schon ohne Bücher auskommen müssen, so sollen sie es wenigstens warm haben. Sie kommen zu Fuß und manche haben drei Paar Socken an, damit ihnen die alten Schuhe der Geschwister halbwegs passen. Im Winter kommen sie regelmäßig, weil es für sie zu Hause keine Arbeit gibt. Im Sommer müssen sie daheim fest mithelfen und der Lehrer sieht sie deshalb nur selten.
Heute will er mit ihnen Rechnen üben. Das werden sie später einmal notwendig brauchen, denn viele von ihnen kommen aus Schifferfamilien. Ihre Lebensgrundlage ist der Transport von Waren auf der Salzach und da muss nach jeder Fahrt sorgfältig abgerechnet werden.
Da stapfen die ersten Kinder auch schon herein, langsam füllt sich das Zimmer. Fäustlinge, Mützen und Schals werden auf die Ofenbank zum Trocknen gelegt. Als endlich alle bereit sind, beginnt Lehrer Gruber mit dem „Vater Unser". Die Kinder stimmen ein und leiern das Gebet herunter, dass sie von Joseph Mohr gelernt haben, dem Hilfspfarrer des Nachbarortes Oberndorf.
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